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(c) Alexander Bolz -
Dokumentarfilm / ca. 45min. / HDCam / Format: 16:9 / Farbe
(Realisierung noch offen)
"Identität"
... Christoph ist 21, er kommt aus Sri Lanka, aber er war nie dort; hat das Land nie gesehen; kennt seine Eltern nicht.
Als Baby wurde er von einer deutschen Familie anonym adoptiert. In seinem Zimmer hängen Poster, liegen Bücher über ein Land, das er nicht kennt, dessen Sprache er nicht spricht und doch zieht es ihn dorthin.
Christoph lebt in Berlin. Wenn er seinen Zivildienst hinter sich hat, wird er hinfahren: ins Ungewisse; das ist für ihn sicher, denn er ist auf der Suche...
Der Dokumentarfilm umkreist das Thema „Identität“.
Unsere Gesprächspartner kommen aus Mexiko, Finnland, Portugal, Armenien und Palästina. Sie sind in Deutschland geboren und aufgewachsen und kennen das Land ihrer Eltern allenfalls von Urlaubsaufenthalten her. Heute sind sie zwischen 20 und 30.
Was bedeutet für sie das Land ihrer Väter und Mütter?
Was bedeuten Tradition und Familie?
Als was fühlen sie sich?
Wer sind sie eigentlich?
... Carmel ist 28, geboren wurde er in Nablus, einem Ort in Palästina, den er gar nicht kennt, denn seit 30 Jahren leben seine Eltern in Deutschland. Aber sein Vater bestand darauf, dass sein Sohn in Arabien geboren würde und so mußte die hochschwangere Frau dorthin fahren. Der Vater konserviert die arabischen Werte und Traditionen seiner Jugend und zwingt sie seinen Kindern auf. Mit 17 wurde Carmel für ein Jahr nach Jordanien geschickt, um die Sprache besser zu lernen. In der arabischen Schule wurde er vom Lehrer geschlagen, weil er in Jeans zum Unterricht kam und von seinen Mitschülern wurde er nur „Alemani“ gerufen.
Carmel ist in einer norddeutschen Kleinstadt aufgewachsen. Er ging in den deutschen Kindergarten und auf eine katholische Grundschule. Er hatte immer deutsche Freunde, aber egal, wohin er hier geht, die Leute sagen: „Du bist Ausländer.“
„Ich bin Palästinenser, wenn man mich fragt. Ich bin schon stolz... -
Vor fünf Jahren war Carmel das letzte Mal in Arabien auf Urlaub. Das benutzte die Familie, um eine Ehe zu arrangieren, so wie es der Vater wollte. Und nun hat er eine arabische Frau und zwei Kinder. Sie lebten in Deutschland alle bei seinen Eltern, doch vor seinen deutschen Freunden und Arbeitskollegen hat Carmel die Ehe geheim gehalten, weil er sich schämte, eine ausländische Frau zu haben.
„Meine Eltern haben mit der Ehe mein Schicksal beeinflußt“, sagt Carmel. „Man lebt hier in Deutschland in zwei Welten: der Welt draußen und der Welt innerhalb der Familie. Jeder Araber, der hier groß wird, lebt in zwei Welten. Man ist unterwegs mit Typen, da wird gesoffen ohne Ende, daheim dann Schweigen; es wird so getan, als wäre nichts gewesen.“
Es kam schließlich zum Bruch mit dem Vater, und zum Bruch mit der Tradition, denn Carmel lehnte seine arabische Ehefrau ab. Er ging immer seltener nach Hause, schlief im Auto vor der Tür, ging nur kurz hinein, um sich umzuziehen und verschwand zur Arbeit. Irgendwann zog er aus; ließ Frau und Kinder bei seinen Eltern zurück.
Carmel will die Scheidung, das ist für ihn jetzt eine grundsätzliche Sache. Seit einem Jahr ist er mit einer Deutschen zusammen, für die Familie ist das eine Schande. Er hat das Gefühl, dass seine Eltern ihn nie wirklich verstanden. Ihnen war immer wichtiger, was die Verwandten dachten, als was er wollte.
Heute arbeitet Carmel in einer Kneipe, er gibt sich stets fröhlich im Umgang mit anderen; seine Zerrissenheit bekommt niemand mit: Er hat kein Zuhause; seine arabische Tradition ist ihm verloren gegangen, seit er mit dem Vater gebrochen hat. Er sieht keine Perspektive.
Was ist Identität?
„Was man selber ist. Es ist kein Papier, sondern was Du als Mensch bist.“
Im Mittelpunkt dieser Dokumentation stehen die Menschen.
Unser Film ist keine distanzierte Betrachtung ihres Lebens, sondern wir wagen uns heran und hinein, wir decken Brüche auf. Unsere Gespräche zeigen, dass Identität sich nicht auf die Frage der Nationalität beschränkt.